Das Zinsverbot im Islam (Riba-Verbot): Warum der Islam Zinsen verbietet

Das Thema Zinsverbot im Islam ist in der heutigen Finanzwelt aktueller denn je. Während in konventionellen Wirtschaftssystemen Zinsen als selbstverständlich gelten, betrachtet der Islam sie als ungerecht und verboten (haram). Doch warum genau verbietet der Islam Zinsen? Was ist mit „Riba“ gemeint? Und wie funktioniert islamisches Finanzwesen ohne Zinsen?

Was bedeutet Riba?

Der arabische Begriff „Riba“ bedeutet wörtlich „Zunahme“ oder „Wachstum“ – im finanziellen Kontext bezieht er sich jedoch auf jede garantierte, übermäßige oder ungerechte Mehrung auf einen geliehenen Betrag, also auf Zinsen im klassischen Sinne.

Im Islam ist Riba streng verboten, da es als Ausbeutung des wirtschaftlich Schwächeren gilt. Dieses Verbot ist im Koran mehrfach erwähnt:

Warum ist Riba (Zins) im Islam verboten?

Der Islam betrachtet Zinsen aus mehreren Gründen als problematisch:

  1. Soziale Ungerechtigkeit
    Zinsen führen dazu, dass Reiche ohne Anstrengung immer reicher werden, während Arme durch Schuldenlast noch ärmer werden. Das widerspricht der islamischen Vorstellung von Gerechtigkeit und Solidarität.
  2. Ausbeutung vermeiden
    Wer Geld verleiht und dafür Zinsen verlangt, profitiert unabhängig vom wirtschaftlichen Erfolg des Schuldners – selbst wenn dieser Verluste macht. Dies wird als unethische Form der Gewinnerzielung angesehen.
  3. Stabilität des Wirtschaftssystems
    Zinsgetriebene Systeme fördern oft Spekulation, Inflation und Finanzkrisen. Das islamische System setzt hingegen auf reale Werte und geteiltes Risiko.

Unterschied zwischen Handel und Riba

Im Islam wird zwischen erlaubtem Handel (Bai’) und verbotenem Zins (Riba) unterschieden. Während Handel auf Austausch von Waren und Leistungen beruht, bei dem beide Parteien Risiko tragen, garantiert Riba dem Geldverleiher einen risikolosen Gewinn – unabhängig vom Nutzen oder Erfolg des Schuldners.

Wie funktioniert islamisches Finanzwesen ohne Zinsen?

Islamische Banken und Finanzinstitutionen verwenden alternative Konzepte, um Finanzdienstleistungen anzubieten – ohne Zinsen, aber trotzdem wirtschaftlich tragfähig:

  1. Murabaha (Kaufvertrag mit Aufschlag)
    Die Bank kauft ein Produkt und verkauft es dem Kunden mit einem vorher vereinbarten Gewinnaufschlag weiter – statt einem Kredit mit Zinsen.
  2. Mudaraba (Gewinnbeteiligung)
    Eine Partei stellt das Kapital, die andere das Fachwissen. Gewinne werden geteilt, Verluste trägt der Kapitalgeber – ohne festgelegte Zinszahlungen.
  3. Musharaka (Partnerschaft)
    Zwei Parteien investieren gemeinsam in ein Projekt und teilen Gewinne und Verluste nach einem vereinbarten Schlüssel.
  4. Ijarah (Leasing)
    Eine islamische Form des Mietkaufs, bei dem Eigentum am Ende auf den Nutzer übergeht.

Zinsverbot in anderen Religionen

Interessanterweise ist das Zinsverbot kein ausschließlich islamisches Konzept. Auch im Judentum und Christentum war es ursprünglich untersagt, Zinsen zu nehmen. Erst in der Neuzeit wurde das Verbot in vielen christlichen Gesellschaften schrittweise aufgehoben – vor allem durch wirtschaftliche Entwicklungen.

Fazit

Das zins-verbot im Islam ist Ausdruck eines ethischen, gerechten und verantwortungsvollen Wirtschaftssystems. Es will verhindern, dass Menschen durch finanzielle Not ausgebeutet werden, und fordert dazu auf, Geld nicht als Mittel zur Ausbeutung, sondern als Werkzeug zur Zusammenarbeit zu sehen. In einer Welt voller Schuldenkrisen und Finanzblasen bietet das islamische Modell interessante Impulse für alternative Finanzsysteme – auf der Basis von Verantwortung, Fairness und realen Werten.